Widerstand zwecklos – warum die Baubranche vor ihrer größten Transformation steht

Die Industrialisierung der Baubranche ist durch neue technologische Möglichkeiten in vollem Gange. Die größte Assetklasse der Welt steht vor der größten Transformation der jüngsten Geschichte – ähnlich, wie es bereits in der Automobilindustrie passiert ist. Vollintegrierter, modularer Bau, neue und umweltfreundlichere Materialien und die datengetriebene Automatisierung des Baus sind hierbei große Treiber. Das steigende Interesse an Construction Tech Startups und die damit verbundenen Venture Capital-Investitionen von über 1 Mrd. Euro im Jahr 2020 sind ein Indikator dafür, dass dieser Bereich bereits jetzt einen interessanten Status erreicht hat.

Neue Technologien als Treiber der Industrialisierung
Bei der Industrialisierung der Baubranche spielen Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik eine entscheidende Rolle. Die ersten Lösungen kommen gerade erst im Markt an und versprechen diversifizierte Nutzungsszenarien. KI-gestützte Möglichkeiten, beispielsweise in Form von Baustellenmanagement, um effizientere Abläufe mit ganzheitlichem Blick auf die Produktions-, Logistik- und Wertschöpfungskette etablieren zu können. Oder Planungs- und Analysetools, die mittels Bestands- und öffentlich zugänglichen Datenbeständen aus tausenden möglichen Bauszenarien die besten und ökonomischsten Szenarien auswählen können. Der wachsende Einsatz dieser Technologien birgt hohes Einsparpotenzial, wofür folgende Kennzahlen Indikatoren darstellen:

  • Bis zu 20 Prozent der Gesamtbaukosten können durch Robotik, KI und IoT-Devices eingespart werden (Quelle: Trimble)
  • Jährlich können etwa 188 Stunden pro Arbeiter durch KI-Technologien eingespart werden (Quelle „Lets build“)
  • 2026 werden voraussichtlich rund 3,7 Milliarden Euro in Künstliche Intelligenz in der Baubranche investiert werden (Quelle: Intrado)
  • Die Wachstumsrate des Feldes Risikomanagement durch KI liegt nach aktuellem Stand bei über 35 Prozent jährlich, Tendenz steigend (Quelle: Intrado)

Modularer Bau und großformatiger 3D-Druck
Bei der Industrialisierung der Real Estate-Branche spielt die Vorfertigung von Bauteilen eine immer wichtigere Rolle, um Bauzeiten zu verkürzen und die Gebäudequalität zu erhöhen. Solche standardisierten Gebäudeelemente werden in einem Werk produziert, und müssen auf der Baustelle nur noch montiert werden. Diese Teile können somit kosten- und ressourcensparend aus nachhaltigen Materialien am Fließband hergestellt werden.

Besonders der 3D-Druck hat, wie schon zuvor in der Automobilbranche und in der Fertigung, einen hohen Stellenwert eingenommen. Selbst komplizierte Betonbauteile können so ohne Formbau mit nachhaltigen Materialien gedruckt werden. Das passiert beispielsweise mittels Spritzbeton, der von einem Roboterarm aufgetragen und modelliert wird. Der Formbau wird so perspektivisch in vielen Teilbereichen zunehmend verschwinden. So wird Material eingespart und nachhaltiger Gebäudebau kostengünstiger.

Wir sehen in Zukunft ein Zusammenspiel aus Fertigbauteilen und großformatigem 3D-Druck für Spezialbauteile. So können Gebäude schneller, kosteneffizienter und mit weniger Vorlauf planungssicher gebaut werden. In Singapur hat die Regierung zum Beispiel bereits festgelegt, dass 65% aller oberirdischen Neubauten durch vorgefertigte, einbaufertige Modulbauweise entstehen müssen. Dieser Trend bei der Städte- und Infrastrukturplanung von Smart Cities wird sich weltweit verstärken und deutlich beschleunigen.

Für die Real Estate-Branche bedeutet der zunehmende Einsatz von Robotern eine deutliche Effizienz- und Qualitätssteigerung. Die Automobilindustrie nutzt das Fließband seit 1913. Das Bauwesen ist fragmentierter und komplexer, aber neue Technologien ermöglichen es, diese Komplexität zu entzerren und eine moderne Industrialisierung des Bausektors einzuleiten. Dies erlaubt gleichzeitig die Umsetzung nachhaltiger Vorgaben im Bau, mit neuen Methoden und Materialien.